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Oerlinghausen
Dieses ist die Beschreibung der Stadt Oerlinghausen mit ihren früheren Dörfern und Bauerschaften, den ihnen folgenden Gemeinden und den Kirchengemeinden (Kirchspielen).
Stadt, Dörfer und Bauerschaften
Mit ihren jeweiligen Hausnummern etwa im Umfang vom Urkataster:
Hausstätten - und Höfeliste
Geschichte
Der Ortsname Oerlinghausen entstand vor der Christianisierung; bei der Silbe -ing handelt es sich um eine patronymische Sprachform. Das bedeutet, der Bestandteil Oerl war der Name eines Mannes, dessen Nachfahren Oerlinge genannt wurden. Entsprechend ist Oerlinghausen der Ort, an dem die Oerlinge beheimatet waren. Der Höhenzug und der Pass bei Oerlinghausen waren schon in alter Zeit von militärstrategischer Bedeutung. Eindeutige Siedlungsspuren hat man bei Ausgrabungen im Stadtgebiet und dem nahen Hausberg Oerlinghausens, dem Tönsberg, freigelegt. So wurde das Tönsberglager, eine Höhenbefestigung aus der älteren Eisenzeit, freigelegt. Diese Wallburg hatte man in karolingischer Zeit weiter ausgebaut. Eine tiefer am Hang gelegene Quelle wurde einbezogen, um die Wasserversorgung zu sichern. Mittels der Radiokohlenstoffdatierung lässt sich die erste Besiedlung auf 400 bis 50 v. Chr. und eine weitere bislang auf 750 bis 1000 n. Chr. datieren. Neue Funde von Fritteperlen aus dem Jahr 2010 an einem schon 1939 ausgegrabenen Steinplattengrab datieren aus der Zeit um 700 und 750 n. Chr. Sie können auf die älteste bedeutende Siedlung mit nachweisbaren Wurzeln im Frühmittelalter in Lippe deuten.
Erstmals wird Oerlinghausen in der Busdorf-Urkunde vom 25. Mai 1036 als Vorwerk Orlinchusen des nahe gelegenen Haupthofs Barkhausen erwähnt. In dieser Urkunde erließ Bischof Meinwerk von Paderborn die Verfügung, dass unter anderem von den Vorwerken Orlinchusen und Meginchusen (Menkhausen) der Zehnt an das von ihm gegründete Kanonikerstift Busdorf abzuführen sei. Das erste Bauwerk des Ortes war aber vermutlich eine Burg zur Sicherung der Passstraße über den Osning. Es ist umstritten, wann der Paderborner Erzbischof den Landesherren in Lippe die Herrschaftsbefugnisse übertragen hat. Fest steht jedoch, dass Bernhard II. in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Inhaber der ehemaligen Paderborner Hoheitsrechte in Oerlinghausen auftritt. Aus dem Jahr 1177 ist bekannt, dass Bernhard II. den 3 Kilometer nordwestlich von Oerlinghausen liegenden Lewenberg besetzte und befestigte, eine Aktion, die zum Konflikt mit Graf Herrmann von Ravensberg führte. Während der Eversteinschen Fehde (1403 bis 1407) wurde Oerlinghausen, wie das gesamte Land Lippe, von Truppen des Herzogs von Braunschweig besetzt und teilweise verwüstet. Aus dem Jahr 1409 gibt es ein Schadensverzeichnis, in dem von Raub, Brandschatzung und anderen Gewalttaten die Rede ist, besonders im lippisch-ravensbergischen Grenzbereich. Aus der Rietberger Fehde (1556 bis 1566) ist überliefert, dass Graf Johann von Rietberg die lippische Exklave Lipperode überfiel. Vom Raum Oerlinghausen aus erfolgte der Gegenangriff des Grafen Bernhard VIII., der die Stadt Rietberg belagerte, die schließlich vom Herzog von Jülich unterworfen wurde.
Im 13. Jahrhundert bildete sich um die Alexanderkirche der Ortskern Oerlinghausens. Die Kirche wird bereits 1201 erwähnt und 1225 weist eine Urkunde Oerlinghausen als Sitz eines Archidiakonats aus. Um 1500 wurde auf dem verlassenen Höhenrücken des Tönsbergs die Antoniuskapelle errichtet, deren Ruine auf der Ostseite der früheren Befestigungsanlage zu finden ist und die dem Berg seinen Namen gab („Töns“ von Antonius). Oerlinghausen war kurz vor der Reformation die größte Pfarrei der Diözese Paderborn, zudem war Oerlinghausen der Sitz eines Vogtes, des gräflichen Verwaltungsbeamten. 1538 beschloss der lippische Landtag, die neue, lutherische Kirchenordnung in Lippe einzuführen. Oerlinghausen hat nach Aussage der Visitatoren schon 1540 die neue Kirchenordnung übernommen. Der alte Klerus blieb jedoch im Amt, sodass sich am Gottesdienst zunächst fast nichts änderte. Bei Dörfern gab es im Gegensatz zu Städten keine Mauern zum Schutz gegen Feinde und Eindringlinge. Statt mit Steinmauern umgaben sich Dörfer mit einem Schling, einer bis zu 60 Meter breiten Dornen- oder Hainbuchenhecke, durch die sich nur ein schmaler Pfad „schlingt“. Später setzte sich für diese Befestigungsart der Begriff Landwehr durch. Der Meßdohrschling (Misttorschling) versperrte in Oerlinghausen den Hauptzufahrtsweg, die Marktstraße, und wurde nachts durch einen Schlagbaum gesichert. Der für den Schlagbaum zuständige Bürger wurde Schlinghüter genannt. Zum nächtlichen Wachdienst, bei dem zwei Männer mit Hellebarden bewaffnet durch die Straßen patrouillierten, waren Oerlinghauser Bewohner noch bis ins 19. Jahrhundert verpflichtet. 1841 wurden durch die Landgemeindeordnung in Lippe die einzelnen Bauernhöfe zu Dorfgemeinden zusammengeführt. In der Senne entstand die Dorfgemeinde mit dem Namen Senne, diese wurde 1927 in Lipperreihe umbenannt. Am 1. April 1957 entstand die Gemeinde Helpup aus den ehemals selbstständigen Gemeinden Währentrup, Mackenbruch und Teilen der Gemeinde Wellentrup.
Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform wurden die Stadt Oerlinghausen und die Gemeinden Lipperreihe und Helpup zum 1. Januar 1969 durch das Lemgo-Gesetz zur neuen Stadt Oerlinghausen zusammengeschlossen. Während dieser Schritt in Helpup durchaus auf Akzeptanz stieß, gab es in Lipperreihe erheblichen Widerstand. In einer dort durchgeführten Abstimmung sprachen sich über 90 Prozent der Bevölkerung gegen die geplante Angliederung aus. Letztlich klagte Lipperreihe gegen die Eingemeindung bis zu dem Verfassungsgerichtshof in Münster; dabei war das Ziel eine eigenständige Gemeinde mit Sennestadt, welche ihrerseits gegen die Eingemeindung nach Bielefeld klagte. Als Gutachter für Lipperreihe fungierte in dem Rechtsstreit der Architekt und Planer der Sennestadt, Hans Bernhard Reichow. Unter anderem aufgrund der Lippischen Punktationen, durch die der Beitritt des Landes Lippe zu Nordrhein-Westfalen geregelt worden war und die den Erhalt einer geschlossenen Verwaltungseinheit in Lippe vorsehen, wurde die Klage abgewiesen.
Karten
Verweise
Auskünfte
Landesarchiv Lippe
Kreisarchiv Lippe und Stadtarchiv Oerlinghausen
Heimatvereine und Museum Oerlinghausen
Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.
Auskünfte oder weitere ausführliche Unterlagen in digitaler Form zu einzelnen Höfen erhalten Sie unter:
info@westfalenhoefe.de